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ARCHIV DER LEBENDEN TOTEN / 2020

Das ARCHIV DER LEBENDEN TOTEN ein digitales Kunst- und Dokumentationsprojekt von theatrale subversion & Alexander Bauer. Es sammelt letzte Videobotschaften von Menschen, deren Leben in besonderem Maße durch die COVID-19-Pandemie bedroht ist. Hier können sie – für den Fall ihres Todes – ein digitales Vermächtnis hinterlassen.

© Martin Mulik

Projekt

Das ARCHIV DER LEBENDEN TOTEN ist eine interaktive Online-Plattform. Zweck des Archivs ist die Aufnahme und Veröffentlichung von Video-Interviews mit Menschen, die sich zur sogenannten Risikogruppe zählen. Dafür hat die theatrale subversion zusammen mit dem Leipziger Künstler Alexander Bauer eine Website entwickelt, auf der die einzelnen Interviews gesammelt werden. Über ein Online-Tool ist es Besucher*innen möglich, Video-Hinterlassenschaften aufzunehmen und im Archiv einzureichen. Als Grundlage hierfür dient ein Fragenkatalog, der automatisiert durch die Teilnehmenden per Video beantwortet werden kann.

Corona ist so ein kleines Mysterium. Ich hab das zuerst gar nicht ernst genommen. Und irgendwann habe ich mich damit auseiandergesetzt, wer zu diesen Risikogruppen eigentlich gehört. Und hab dann festgestellt: Oh, das bin dann wohl ich.

Das ARCHIV DER LEBENDEN TOTEN ist Teil des Projektzyklus DIE LEBENDEN TOTEN und kann als eine formalästhetische und inhaltliche Antwort auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie gelesen werden.

Trailer

TV-Berichterstattung

Pressestimmen

„Was, wenn Oma stirbt? Diese Frage stelle ich mir schon eine ganze Weile. Meine Großmutter ist 86 Jahre alt, dement und kann nicht mehr ohne fremde Hilfe laufen. (…) Seit der Ausbreitung von Covid-19 braucht Oma aber nicht nur eine Decke, um geschützt zu sein, sondern auch einen Mundschutz, Abstand zu anderen Menschen und eine Impfung. Und sie ist natürlich nicht allein damit. Doch so richtig klar wird mir das erst, als ich eines Abends im Internet auf das „Archiv der lebenden Toten“ stoße. (…) Auf einer Webseite haben [Künstler:innen] eindrückliche Videobotschaften von Menschen gesammelt, die derzeit als Risikogruppe gelten und die wir in Zeiten der Pandemie schnell vergessen – und im schlimmsten Fall verlieren können. Besonders deutlich wird dabei, dass es nicht nur Personen sind, die dasselbe Alter wie meine Oma haben. Es gibt Väter, Tanten, Kinder. (…) Auf der Webseite des Archivs heißt es, dass die Idee des Projektes sei, Risikogruppen eine Stimme zu geben, sie in die Debatte um die wirtschaftlichen und sozialen Folgen von Corona aufzunehmen. Zudem soll die Seite ein Ort der zukünftigen Erinnerung sein, ein Vermächtnis. Ich schlage es meiner Oma sicherheitshalber mal vor.“

„Es geht gerade nicht nur um Dich und mich. Sondern auch um Inge aus Lichtenberg, die sagt: ‘Wenn ich das Virus bekäme, würde ich sagen: Damit hat sich die Sache. Ich möchte nicht beatmet werden.’“

„Die Antworten auf die großen und kleinen Fragen auf der Videoplattform sind so alltäglich wie fesselnd, so authentisch wie berührend. Abgefilmt mit den eignen Handys sind es Lebenszeichen aus der Isolation: Die Menschen sprechen drüber, wie sie die Situation bewältigen, wie sie die Maßnahmen einordnen. Sie berichten von Sorgen und Bewältigungsstrategien, hinterfragen das Verhalten ihres Umfelds und der Öffentlichkeit. Und so stellt sich die Magie ein, die auch Theateraufführungen auf Basis realer Geschichten oder mit Laien besitzen: Man kann die Echtheit spüren, ohne zu tief mit drin zu stecken. (…) Die Auseinandersetzung mit dem Tod, das zeigt das ‘Archiv der lebenden Toten’ in all seiner Unmittelbarkeit, schafft Hoffnung. Und Lust auf das Leben.”

„Dabei knüpfte die Gründung des Archivs an die sonstige Arbeitsweise des Kollektivs [theatrale subversion] an, das seit jeher mit Recherchen und ‘empirischen’ Ansätzen arbeite. Den durchaus drastischen Titel des ‘Archivs der lebenden Toten’ verteidigt Weyrauch mit dem Kunstcharakters des Projekts: Sie verstehe, wenn der Titel auf manche Menschen zynisch wirke. ‘Ich weiß aber gar nicht, ob das das richtige Wort ist. Wir verstecken ja keine Absichten, wir führen auch niemanden hinters Licht oder handeln wider besseren Wissens. (…) Dass der Titel vielleicht ein bisschen zynisch wirkt, ist ja vielleicht auch Indiz dafür, wie verkrampft und unnatürlich unser Umgang mit dem Tod oft auch ist.”

Galerie

Team

IDEE
Michael McCrae

KONZEPT & KÜNSTLERISCHE LEITUNG
Michael Neil McCrae, Romy Weyrauch & Alexander Bauer

REDAKTION
Michael McCrae, Romy Weyrauch & Alexander Bauer

PROGRAMMIERUNG
Alexander Bauer

FOTOS
Martin Mulik

TRAILER
Maks Pallas

Förderer

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